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Infos zum Werden einer Landschaft: die Dolomiten
Entstehung der Dolomiten
Die Entstehung der Dolomiten
Vulkanmassen, Meere, imposante Felsformationen – von den Anfängen der „bleichen Berge“…
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Von der Entstehung der Dolomiten

   
Kaum vorstellbar, dass dort, wo heute bunte Wiesen und stolze Gipfel zum Wandern, Radfahren oder Skifahren laden, sich vor rund 280 Millionen Jahren Pflanzen fressende Saurier von bis zu drei Meter Größe tummelten, ehe ihr Lebensraum vom Meer verschluckt wurde – für ganze 200 Millionen Jahre, wohlgemerkt.
DinosaurierEntstehung BletterbachGezeitenSchaedelWachtler
Mittlerweile hat sich das Land den verloren geglaubten Raum zurückerobert. Von den einstigen imposanten Vulkan- und Meeresmassen ist – so möchte man meinen – nichts mehr zu sehen. Doch dem ist nicht so. Die unzähligen Zeugen längst vergangener Zeiten sind bei genauerem Hinschauen nicht zu übersehen…

Gerade der Wechsel zwischen ruppigen Felsen und sanften Almwiesen ist kennzeichnend für die Dolomiten. Die unterschiedlich harten Gesteinsschichten sowie der unterschiedliche Anstieg und die unterschiedliche Senkung der Gesteinsblöcke sind dafür verantwortlich.

In Zusammenarbeit mit Buchautor und Historiker Michael Wachtler zeichnen wir die Entstehungsgeschichte der Dolomiten, die am 26. Juni 2009 im spanischen Sevilla in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen wurden, nach. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!

Teil 1: Das Werden einer Landschaft - schwere Geburt



Vor ungefähr 280 Millionen Jahren begann die Erde im Bereich der westlichen Dolomiten aufzubrechen. Risse bildeten sich in der starren Kruste. Lavamassen ergossen sich aus tiefen Spalten und bildeten eines der größten Vulkangebiete Europas.
Die Bozner Quarzporphyrplatte: sie erreicht heute noch an manchen Stellen eine Mächtigkeit von mehr als 2000 Metern - aufgebaut in nur wenigen Millionen Jahren. Auf den endlos weiten Ebenen tummelten sich Pflanzen fressende Pareiasaurier. Sie gehörten zu den größten frühen Reptilien und konnten bis zu drei Meter Größe erreichen. Die meisten dieser Reptilien starben bald aus.
Ortiseia leonardii: sie gehört zu den ältesten Nadelbäumen der Welt. Sie wurde zum ersten Mal unterhalb der Seceda gefunden und wurde nach dem ladinischen Namen für den Grödner Hauptort St. Ulrich benannt.
Vor 255 Millionen Jahrendie Herrschaft des Meeres: Gegen Ende des Perms wurde das Meer in der Gegend der heutigen Dolomiten, Unesco Weltnaturerbe, zum absoluten Herrscher. Für mehr als 200 Millionen Jahre ...

Teil 2: Klimakatastrophe und neues Leben



Vor 251 Millionen Jahren: damals geschah die größte Klimakatastrophe aller Zeiten. An der Wende vom Perm zur Triaszeit erlebte die Tier- und Pflanzenwelt eine ihrer schwersten Krisen. Mehr als 90 % des Lebens fiel ihr zum Opfer und starb aus. Über die Ursachen gibt es nur Vermutungen: manche sprechen von einem Meteoriteneinschlag, andere von gewaltigen Vulkanausbrüchen, welche zu einer starken Abkühlung und widrigen Lebensumständen führten. Das Massenaussterben traf nicht alle Lebewesen gleichermaßen. Manche Gruppen verschwanden für immer, während andere von den frei gewordenen Nischen profitierten. Die Gewinner dieser Krise prägen noch heute das Leben auf dieser Erde. Kaum irgendwo sonst auf dieser Welt kann diese Perm-Trias-Katastrophe so eindringlich verfolgt werden wie in den Dolomiten.
Vor 241 Millionen Jahren – Exodus in eine neue Welt: Das Leben begann sich vollkommen zu wandeln. In rasender Reihenfolge veränderten sich neue Pflanzen und Tiere, spalteten sich ab und bildeten neue Arten und Gattungen. Der Riesenkontinent Pangäa begann zu zerbröckeln. In diesen tropischen Gebieten der heutigen Dolomiten konnte sich eine der reichhaltigsten und geheimnisvollsten Tier- und Pflanzenwelten ausbreiten. Neue Forschungen haben überraschende Erkenntnisse zutage gebracht: In den Dolomiten liegen die Ursprünge vieler unserer heutigen Tiere und Pflanzen. Besonders häufig waren nun die Rhyncosaurier, kleine leguanartige Echsen, welche sich von Schachtelhalmen, Farnen und Cycadeen ernährten. Ein kleines Tier Megachirella wachtleri von Michael Wachtler im Jahr 2001 in den Pragser Dolomiten gefunden, wurde zu einer weltweiten Sensation. Es handelt sich um den Vorläufer der heutigen Eidechsen, Leguane und Schlangen. Eine neue Gruppe von Archosauriern stellten in dieser Epoche, Anis, genannt, die Beine immer senkrechter unter dem Körper und begannen sich zweifüßig zu erheben. Die Vorderbeine verkümmerten. Parasphingopus, dessen Trittsiegel zum ersten Mal von Michael Wachtler am Piz da Peres entdeckt wurden, gilt als ein Vorläufer der Dinosaurier.

Teil 3: Vor 235 Millionen Jahre bis vor 220 Millionen Jahre



Vor 235 Millionen Jahren – ein Absturz in die Tiefe: Das Land der Dolomiten sank nun tief und tiefer. Teilweise 1.000 Meter und mehr. In einem Wettlauf mit der Zeit bauten die Korallen ihre Riffe immer höher. Ein Großteil der markantesten Berggruppen der Dolomiten - wie Rosengarten, Schlern, Latemar, Pale di San Martino oder Marmolata - sind nichts anderes als mächtige versteinerte Riffbauten.
Vor 228 Millionen Jahren – gewaltige Vulkanausbrüche: Schon nahte die nächste Katastrophe: Im Gebiet der Seiser Alm, von Predazzo und Buffaure wurden riesige Menge vulkanischen Materials an die Oberfläche gefördert. Auch aus unzähligen untermeerischen Austrittsstellen floss Lava über den Meeresboden. Lavaströme und Tuffablagerungen füllten die Senken zwischen den Riffen, überdeckten die Korallenbänke und töteten alles Leben. Auf kleinen Vulkaninseln erblühte eine vielfältige Vegetation. Auf den hoch aufragenden Riffen siedelten sich zahlreiche Organismen, wie Algen, Schwämme und Korallen an. In unterschiedlichster Ausbildung drängten sich an die warmen und gut durchlüfteten Oberflächengewässer. Diese Kassianer Schichten - bestechen durch ihren unendlichen Reichtum und einzigartigen Erhaltungszustand der verschiedensten Fossilien. Über 1400 verschiedene Meerestierarten wurden entdeckt. Teilweise hat sich noch ihre Originalfärbung erhalten.
Vor 220 Millionen Jahren – grenzenlose Gezeitenebenen: Immer wieder zog sich das Meer wieder zurück und weite Landflächen traten hervor. Feinste Schlammschichten wurden hinterlassen. Der Hauptdolomit baut viele der markantesten Berge der Dolomiten, wie die Drei Zinnen, den Cristallo, oder die Tofana auf. Im Schlamm eingegraben fühlten sich bis zu einem halben Meter große Muscheln am wohlsten: Die Megalodonten und Dicerocardien. Als Steinkerne blieben sie uns erhalten. Sie konnten eine Größe von einem halben Meter und mehr erreichen.

Teil 4: Vor 170 Millionen Jahre bis vor 20 Millionen Jahre



Vor 170 Millionen Jahren - die Herrschaften der Riesenammoniten: die tropische Plattform sank von Neuem mehrere hundert Meter tief hinab. Rote Kalke, voll mit Ammoniten, Belemniten und auffallenden braunen und schwarzen Eisen- und Manganknollen wurden uns hinterlassen. Sie sind typische Bildungen eines tiefen Meeresbodens.
Vor 65 Millionen Jahren - das nächste große Sterben: trotzdem starben die Ammoniten aus. Und mit ihnen auch die Dinosaurier. War es der Entwicklungsstress, dem sie erlagen, oder machte ein gewaltiger Meteoriteneinschlag ihrem Leben ein Ende?
Vor 30 Millionen Jahren – ein letztes Mal Meer: Langsam begann der afrikanische Kontinent nach Norden zu wandern und näherte sich dem Europäischen. Gewaltige Gesteinspakete wurden übereinander geschoben und in Falten gelegt. Die Auffaltung der Alpen begann. Auf dem Col Bechei auf Fanes finden sich in 2.500 Meter die letzten Reste des einstigen Meeres. Weit über 200 Millionen Jahre hatte es das Gebiet der Dolomiten beherrscht, nun sollte wieder das Land seinen Siegeszug antreten.
Vor 20 Millionen Jahren – eine eigenartige Landschaft begann sich zu formen: die ersten Flüsse bahnten sich mühsam und träge ihr Bett, die ersten Täler wurden herausmodelliert. Sanfte Bergkuppen erschienen. Die alten Ablagerungen, zu Felsen geformt und von gewaltigen Kräften zusammengepresst, gefaltet und übereinander geschoben, kamen wieder ans Tageslicht. Verwitterungsbeständige Gesteine, wie die einstigen Riffe und Karbonatplattformen ragten nun als steile Zinnen in den Himmel. Die Reste des Vulkanismus, die Mergel und Sandsteine der Meeresbecken, wurden zu sanften Hügeln geformt. Von Blumen bedeckte Wiesen wechseln nun mit schroffen Felsen.

Teil 5: Die letzten 5 Millionen Jahre



Die Gewalt von Eis und Wasser drückten den Ablagerungen früherer Zeiten ihren Stempel auf. Eiszeiten kamen. Gletscher bedeckten das Land und modellierten die Täler. Die Dolomiten versanken unter einem 2 km dicken Eispanzer. Nur die allerhöchsten Gipfel ragten aus diesem Eismeer heraus. Mit gigantischen Kräften schrämmen die Gletscher über das Gestein und hinterlassen ihre Spuren: U- Täler, Moränen, Schliffe.
Das Heute: Nicht wahrnehmbar haben sich Berge aufgefaltet, verformten sich Schichten, von gewaltigen Kräften verschoben. Es war ein Wechselspiel von Entstehen und Vergehen. Ehemalige Korallenriffe können heute trockenen Fußes umrundet werden. Versteinerte Vulkanschlote ragen als Momentaufnahme empor. Zeugen aus längst vergangenen Meeren treten phantastisch zutage. Dann trat der Mensch ins Rampenlicht. Wie kein Lebewesen vor ihm formte er die Natur. Kolossale Bauwerke greifen in die Naturlandschaft ein, Staudämme, Brücken, Liftanlagen führen zu tiefen Veränderungen. Trotzdem thront über allem - unbeeinflussbar - die Natur in ihrem sich stets ändernden, unvorhersehbaren Lauf.

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